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Die Mumie aus dem Gletschereis

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Die Mumie aus dem Gletschereis

Mit Mumifizierungen verbindet man in der heutigen Zeit vor allem das Einbalsamieren der Pharaonen Ägyptens. Dies beinhaltet jedoch nur das Aufbereiten und Konservieren der Leichen. Doch in der Natur geht der Prozess der der Mumifizierung auf natürliche Weise vonstatten. Welche Prozesse stecken dahinter?

Mumifizierung beinhaltet den Begriff Mumie, dies stammt vom arabischen „mumya“ und heisst übersetzt „Wachs“. Man spricht nur von einer Mumie, wenn die Weichteile, wie zum Beispiel die Haut, noch vorhanden sind. Der Körper bleibt also bei Mumifizierungen erstaunlicher Weise erhalten. Denn stirbt ein Mensch, tritt bereits nach circa zwei Tagen die Totenstarre und die Fäulniss ein. Anschliessend kommt es zur Verwesung von Muskelgewebe, Organen und Haut durch Bakterien und Pilze. Für diesen Vorgang wird Sauerstoff benötigt, ist dieser nicht vorhanden, kann es immer noch zur Fäulnis kommen. Man unterscheidet zwischen vier verschiedenen Auslösern der Mumifizierung: Durch Hitze, Dauerfrost und Kälte, Luftabschluss oder Pech und Asphalt.

Die Kältemumifikation gilt als eine der effizientesten Mumifizierungen. Bakterien und Pilze, die für den Fäulnis- und den Verwesungsvorgang verantwortlich sind, brauchen Wärme, um sich entwickeln zu können. Schon bei Kühlschranktemperaturen von drei bis vier Grad Celsius sind die Mikroorganismen in ihrer Tätigkeit eingeschränkt. Dies wird beispielsweise in der Pathologie angewandt, um die Leichen vorrübergehend haltbar zu machen.

Als Gefriertrocknung bezeichnet man den Vorgang, wenn die Körperfeuchtigkeit verdunstet und das Gewebe austrocknet. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine Eis- und Schneeschicht, die den Kadaver umgibt. Die Leichen können so Jahrtausende erhalten bleiben. Man versucht sich dieses Wissen für zukünftige Forschungen nützlich zu machen, um so bereits ausgestorbene Arte zu klonen. Damit gewisse Arten in der Zukunft wieder existieren könnten. Kältemumien sind besonders in Regionen mit Dauerfrostböden, wie etwa in Sibirien und Gletscherregionen, zu finden.

In Sibirien fand ein Elfenbeinhändler 1977 eine Mumie eines Wollhaarmammuts. Es war die Leiche eines Jungtieres das heute unter dem Namen „Dima“ bekannt ist. Man geht davon aus, dass das Kalb in einem Tümpel mit Schlamm stecken blieb und nicht mehr heraus kam. Es versankt im Schlamm und erstickte. Anschliessend wurde es im Permafrostboden eingefroren. Ablagerungen von Sand und Kies bewahrten den Leichnam vor dem Auftauen und Verwesen.

Um die Kältemumifizierung an einem Beispiel anschaulich zu erläutern, besinnen wir uns auf den Mann im Eis, der Ötztaler Alpen. Deshalb nennt man ihn auch „Ötzi“.

Im Jahre 1991 wurden zwei deutsche Urlauber auf einen leblosen Körper aufmerksam, der in einer Mulde zu liegen schien. Zuerst wurde angenonnen es handle sich um eine Leiche eines verschollenen Alpinisten. Doch die grosse Überraschung folgte drei Tage nach dem Bergen der Mumie, denn Innsbrucker Gerichtsmediziner fanden heraus, dass diese mumifizierte Leiche schon mehr als 5000Jahre alt war. Somit ist es eine der ältesten Mumien auf der ganzen Welt. Zudem ist zu erwähnen, dass er eine natürliche Mumie ist, dies bedeutet, dass kein menschliches Zutun in irgendeiner Weise die Mumifizierung beeinflusst hat. Heute liegt der Mann aus dem Eis in einem Archäologiemuseum im Südtirol. Jedoch erst nach langen Disskusionen, da lange nicht klar war, ob die Gletschermumie nun auf der Südtiroler Seite der Alpen lag oder nicht.

Doch wie konnte es möglich sein, eine Mumie solchen Alters in einem so guten Zustand vorzufinden?

Ein Grund findet sich an dem Fundort auf circa 3200 Höhenmetern. Die Mumie lag sicher geschützt in einer 40 Meter langen, 6 Meter breiten und 3 Meter tiefe Felsmulde. Man nimmt an, dass sich zuerst eine schützende Schneeschicht über den Leichnam legte, die luftdurchlässig war. Durch die Kälte und luftige Atmosphäre konnte die natürliche Gefriertrocknung ablaufen. Jahre später wurde die tote Person vom Gletschereis umschlossen, damit war der Mumifizierungsprozess beendet.

Eine andere Theorie besagt, dass die Mumifizierung im Schmelzwasser stattgefunden habe. Diese wurde allerding wiederlegt, da der Leichnam so Insekten oder Raubtieren ausgesetzt gewesen wäre. An der Mumie findet man davon jedoch keine Spuren. Ein weiterer Punkt der gegen diese Theorie spricht, ist die Orginalposition der Eismumie. Sowie seine Ausrüstung, die ohne schützende Schneedecke nicht hätte erhalten werden können.

Nun fragt man sich, wieso kam Ötzi denn 1991 zum Vorschein? Dies lag an dem besonders intensiven und heissen Sommer, der das Abschmelzen dieser Rinne zur Folge hatte, in der die Mumie lag. Da Ötzi eine Feuchtmumie ist, heisst das, dass in seinen körpereigenen Zellen noch Feuchtigkeit gespeichert ist. Somit ist das Hautgewebe immer noch elastisch, was eine Vielzahl von Untersuchungen ermöglicht und somit von immenser Bedeutung für die Forschung seiner Zeit ist. Da er durch einen Gletscher mumifiziert wurde, konnte man noch eine Vielzahl verschiedener Dinge herausfinden. Der Gletscher hat diese Feuchtmumifizierung des Weiteren noch unterstützt. Endoskopische Untersuchungen ergaben, dass der Mann zu seinem Todeszeitpunkt ungefähr 45 Jahre alt war. Dementsprechend fand man Degenerationserscheinungen an seinem Körper. Die inneren Organe der Mumie waren stark geschrumpft und verlagert. Ausserdem war die Lunge schwarz durch Rauchpartikel, was man mit seinem häufigen Aufenthalt am Feuer in Verbindung bringt. Der Mann besass kein zwölftes Rippenpaar und seine rechte Körperhälfte zeigte frische Rippenfrakturen. Diese sind wahrscheinlich auch das Resultat des Eises, welches unter anderem einem grossen Druck auf den Schädel auslöste und so zur Deformation führte. Es war sogar möglich den Darminhalt des Mannes zu rekonstruieren und die letzte Mahlzeit, welche aus Brot, Fleisch und Gemüse bestand, zu analysieren. Zu Lebzeiten plagten Peitschenwürmer den Mann, was ebenfalls am Darminhalt festgestellt wurde.

Um den Mann aus dem Eis heute im Archäologiemuseum aufzubewahren, muss er in einem speziell dafür entwickelten Kühlsystem von minus 6 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 98 Prozent gelagert werden. Zusätzlich ist er auf Fliesen aus Eis gelagert und wird regelmässig mit destilliertem Wasser befeuchtet, um einen schützenden Eisfilm auf der Haut bilden zu können.

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Mumie Ötzi

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Bei den endoskopischen Untersuchungen

 

Für wissensbegeisterte Ötzifans: Anschliessend findet ihr einen Link zu einem Film auf SRF über die Todesumstände Ötzis und seine Geschichte.

Viel Spass!

http://www.srf.ch/player/tv/-/video/oetzi-der-mann-aus-dem-eis?id=289e9d82-566f-472d-be88-ffd3e4724f8fhttp://www.srf.ch/player/tv/-/video/oetzi-der-mann-aus-dem-eis?id=289e9d82-566f-472d-be88-ffd3e4724f8f

 

 

Quellen:

http://www.iceman.it/de/oetzi-der-mann-aus-dem-Eis

http://www.gletschermumie.org/

http://de.wikipedia.org/wiki/Mumifikation

http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/tod_und_trauer/mumien/

http://www.wasistwas.de/geschichte/eure-fragen/mumien/link//2eeea8d597/article/was-macht-die-mumien-so-lange-haltbar.html?tx_ttnews[backPid]=1295

http://www.wasistwas.de/nc/wissenschaft/leseproben.html?action=show&showid=177

http://img.welt.de/img/wissenschaft/crop101545620/8770715511-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/mammut2-DW-Wissenschaft-Salekhard.jpg

 

10 Kommentare zu “Die Mumie aus dem Gletschereis

  1. Ihr habt erwähnt, dass man Mumien heute noch benutzen kann um ausgestorbene Arten zu klonen. Wie kann es sein, dass die DNA ohne Flüssigkeitszufuhr nach Jahrtausenden noch erhalten blieb? Die Mumifizierung garantiert doch nur ein Schutz vor Bakterien, oder nicht?

    • Diese Erkenntnis ist richtig, denn genau das ist das Problem, welches die Forschung zurzeit noch zu bewältigen versucht. Die DNA eines Lebewesens beginnt nach dem Tod zu zerfallen. Es ist also sehr schwierig eine Zelle zu finden, die so gut erhalten ist, dass man sie durch Teilung als Embryo in eine Eizelle einsetzten kann. Es gab bereits zahlreiche Versuche. Das berühmteste ist der Versuch ein Mammut zu klonen, indem man die Stammzellen des Mammuts einer Elefantenkuh einsetzten wollte, die wahrscheinlich eine Nachfolgerin der Mammuts ist. Doch bisher scheitern alle Versuche hauptsächlich auf Grund der zerstörten Chromosomen. Doch wenn man es schafft, die DNA wieder aufzubauen, zum Beispiel aus guterhaltenem Gewebe, wie es bei Kältemumien der Fall ist, sollte es möglich sein, ausgestorbene Tiere zu klonen.

      Verweis:

      http://www.daswissensblog.de/das-erste-geklonte-mammut-im-jahre-2012-und-wann-folgen-die-dinosaurier/

      http://fakten-uber.de/mumifikation

  2. Was würde mit „Ötzi“ oder einer anderen Mumie geschehen, wenn man sie nicht in speziellen Kühlsystemen lagern würde? Und warum?

    • Der natürliche Verwesungsprozess würde ohne die Kühlung nicht weiter verhindert werden können. Zudem schützt das spezielle Kühlsystem die Mumie vor dem Austrocknen. Ohne die Kühlung und der Abtrennung nach Aussen wäre die Mumie der Luft ausgesetzt und würde sofort als Bakterienherd fungieren und somit würde die Mumie verwesen.

      Hier habt ihr die Möglichkeit euch noch genauer zu informieren: http://www.gletschermumie.org/p/aufbewahrung.html

  3. Im Text steht das es zu Frakturen kam wegen des hohen Drucks der Eismassen … Wieso wurde er nicht komplett zerdrückt ?

    • Er wurde nicht komplett zerdrückt, da er in einer Mulde lag und somit konnte die Eismassen nicht den vollen Druck auf seinen Körper ausüben.
      Zusätzlich stammt ein Teil der Frakturen auch von einem Kampf, welchen er von seinem Tod hatte und dem Sturz in die Mulde.

  4. Gibt es ähnliche Funde (Mumie oder Gegenständen) in den Schweizer Alpen aus dieser prähistorischen Zeit?

    • Ja, auf dem Schnidejoch in den Berner Alpen, welches zwischen Lenk und Sitten liegt, wurden verschiedene Köcherfragmente aus Brikenrinde, bronzene Gewandnadeln, römische Schuhnägel und Kleidungsstücke aus der prähistorischen Zeit gefunden.
      Ebenso auf dem Thedulgletscher in Zermatt in den Walliser Alpen wurden Skelettreste einer Gletschermumie gefunden, welche von einem circa 45 jährigen Mann stammen. Der Mann ist aber vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts um das Leben gekommen. Auch aus dem 17. Jahrhundert gibt es Entdeckungen von Gletschermumien. Es handelt sich dabei um eine Frau, die in Graubünden im Porchabellagletscher gefunden wurde. Sie starb bei dem Sturz in eine Gletscherspalte.

      Diese Funde sind jedoch weitaus jünger als unser Fallbeispiel Ötzi. Das ist unteranderem ein Grund, weshalb seine Leiche so berühmt geworden ist.

      Diese und weitere spannende Funde findet ihr auf dieser Seite:

      Klicke, um auf Albert%20Hafner.pdf zuzugreifen

  5. Wie Ihr in eurem Blog erwähnt, lebte „Ötzi“ vor mehr als 5000 Jahren. Wie fand man heraus, dass er vor so langer Zeit gelebt haben musste, beziehungsweise mit welchen Methoden wurde das Alter ermittelt?

    • Dies wurde mit der sogenannten C14 Methode (Radiokohlenstoffdatierung) getan.
      C14 sind sogenannte radioaktive Kohlenstoffisotope. Dieses C14 ist in Lebewesen eingelagert, stirbt der Körper jedoch ab, wird die Zufuhr abgebrochen und das C14 zerfällt exponentiell. Mit einem Beschleuniger-Massenspektrometer kann dann die noch vorhandene Anzahl von C14 Isotopen gemessen werden. Mithilfe der Halbwertszeit der Isotope kann der Todeszeitunkt bestimmt werden.

      Der genauere Ablauf der C14- Methode kann auf dieser Internetseite noch genauer nachgelesen werden:
      http://www.weltderphysik.de/thema/alltag/c-14-methode/

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