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Gletscher: ein Klassenblog

Gletscher als Naturgefahr

Gletscherseeausbrüche, Eisstürze und Gletscherstürze sind nur einige von den Gefahren, die ein Gletscher bringt. Schon tausende Menschenleben wurden gefordert und hunderte Häuser oder gar Dörfer wurden durch die enorme Zerstörungskraft der Gletscher zerstört.

Wir werden, auf dieser Seite des Blogs, einige Gefahren anhand zweier Gletscher  erläutern – dem Allingletscher im Wallis und dem Huascaran in Peru.

Allalingletscher

Der Allalingletscher liegt in den Walliser Alpen nahe der südlichen Landesgrenze der Schweiz. Er ist 6 Kilometer lang (2010) und hat eine Fläche von etwa 10 Quadratkilometer und ist somit der grösste Gletscher im Quellgebiet der Saaser Vispa. Seinen Ursprung hat der Allalingletscher auf dem Gipfel des Strahlhorns.[1]

Ausbrüche des Mattmarksees

Am 4. August 1633 brach der Mattmarksee zum ersten Mal aus und überschwemmte das Tal. Die Verwüstung war sehr gross und zwang mehrere Familien zur Auswanderung. Der zweite Ausbruch des Gletschersees war im Jahre 1680. Sie brachte erneut Armut und Unglück über die gesamte Dorfbevölkerung. Nach diesem Ausbruch machte man ein Gelübde; 40 Jahre lang nicht zu tanzen, zu spielen und zu feiern. Doch auch das Gelübde hielt das Dorf nicht vom Unheil fern, denn am 17. September 1772 brach der See von Mattmark zum dritten Mal aus und verwüstete mehrere Häuser. In den Jahren 1920 und 1922 brach der See erneut aus und überschwemmte diesmal das ganze Tal.[2]

Im Jahre 1959 wurde die Kraftwerke Mattmark AG gegründet. Sie planten aus dem Gletschersee Mattmark durch den Bau eines Staudamms einen Stausee zu machen. Durch diesen Staudamm könnten weitere Ausbrüche des Sees verhindert werden. Der Bau des Staudammes dauerte von 1960 bis 1965. Am 30. August wurden durch einen Eissturz des Allalingletschers (siehe unten) 88 Bauarbeiter getötet.[3]

staudamm mattmarksee

Ursachen

Schmilzt ein Gletscher so kann sich aus dem Schmelzwasser bei der Endmoräne des Gletschers einen See bilden. So entstand auch der Mattmarksee. Der gebildete Moränendamm besteht meist aus instabilem Schutt. Deshalb kann er das Schmelzwasser nur begrenzt zurückhalten. Durch ein Erdbeben oder starke Niederschläge kann der Damm brechen. Ein solches Ereignis führt dann, wie man an den verschiedenen Ausbrüchen des Mattmarksees unschwer erkennen kann, zu  katastrophalen Fluten und im Tal zu Hochwasser.[4]

Eissturz am Allalingletscher 1965

Die verheerendste Katastrophe am Allalingletscher spielte sich am 30. August im Jahre 1965 ab. Es löste sich am späten Nachmittag ein Teil der Zunge des Allalingletschers. So stürzten rund zwei Millionen Kubikmeter Eis, das ist das Volumen von rund 5‘000 Einfamilienhäusern, mit wachsender Geschwindigkeit bis zu 100km/h auf das Barackenlager der Baustelle vom Staudamm vom Mattmarksee. Der ganze Sturz dauerte gerade mal 30 Sekunden. Es wurden 88 Bauarbeiter unter den Eismassen getötet.[5]

Ursache

In der Erforschung der Ursachen zeigte sich, dass sich die Fliessgeschwindigkeit der Gletscherzunge, in den letzten zwei Wochen vor dem Absturz, stark beschleunigte. Solche Zungenrutschungen werden jedoch am Allalingletscher alle paar Jahre beobachtet, jedoch meist ohne Absturz. Der Grund, dass die Rutschung der Gletscherzunge schliesslich zu einem Absturz führte, ist höchstwahrscheinlich eine ungünstige Massenverteilung des Eises an der Zunge.[6] Weiter kann auch Schmelzwasser Gleitvorgänge verursachen, da es wie Schmiermittel wirkt und somit die Fliessgeschwindigkeit erhöht. So können gemäss Faustregel Gletscher schon ab 25 Grad Neigung instabil werden. Der Allalingletscher weist eine Neigung von 26.5 Grad auf.[7] Eine weitere Ursache, dass die eigentlich fast harmlose Zungenrutschung zu einem Abbruch führte, könnten Hohlräume bei Felsstufen unter dem Eis sein, die sich bei erhöhter Fliessgeschwindigkeit (bis zu vier Meter pro Tag) bilden. Diese Hohlräume können einstürzen und diese Erschütterungen können dann einen Eisabbruch auslösen.[8]

eissturz allalingletscher1 

Nevado Huascaran

Der Nevado Huascaran liegt in den Anden. Er ist mit seinen 6‘768 Metern Höhe der höchste Berg Perus. Der Berg besteht aus den beiden Gipfeln Huascaran Sur und Huascaran Norte.[9]

Eissturz am Huascaran 1962

Am 10. Januar 1962 lösten sich rund drei Millionen Kubikmeter Eis und Schnee vom Huascaran. Nach knapp 1‘000 Metern freiem Fall traf die enorme Masse auf den Untergrund und wurde zu einer gewaltigen Schnee- und Schlammlawine. Diese gewaltige Masse zerstörte die Stadt Ranrahica und sechs Dörfer. Bei dieser Naturkatastrophe verloren rund 4‘000 Menschen ihr Leben.[10]

Ursache

Bei diesem Gletschersturz wird vermutet, dass die eher ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen in den Tagen vor der Katastrophe die Ursache für den Sturz sind. Diese hohen Temperaturen sollen so zur Loslösung grosser Eispakete von der Kuppe des Huascaran geführt haben.[11]

Gletschersturz nach Erdbeben am Huascaran 1970

Am 31. Mai 1970 lösten seismische Wellen eines Erdbebens eine gewaltige Gletscherlawine am Huascaran aus. Die Lawine verursachte danach eine Mure aus Eis und Fels. Durch das hinzukommende Schmelzwasser verwandelte sich die Mure in einen Schlammstrom, der mit ca. 450 km/h über den Moränenbogen des Hanggletschers katapultiert wurde. Der Schlammstrom breitete sich immer weiter aus. Der Strom wurde  von Talhängen geradewegs auf einen Bergrücken zu gelenkt, der für den Schlammstrom wie eine Rampe wirkte. Die unter dem Bergrücken liegende Stadt Yungay wurde von der Flutwelle verschüttet. Die Häuser wurden förmlich hinweggefegt. 25‘000 Menschen wurden von den Schuttmassen lebendig begraben und verloren so innerhalb weniger Sekunden ihr Leben. Die Wucht der Schlammmassen war so gross, dass sie noch die Ortschaft Matacoto zur Hälfte zerstörte. Unteranderem wurde noch einen Staudamm eines Sees zerstört. Dessen gewaltige Flutwelle  riss halbe Häuser, Fahrzeuge und Leichen mit.[12]

Ursache

Der Auslöser dieser überaus verheerenden Naturkatastrophe ist ein Erdbeben mit der Magnitude 7.8 auf der Richter-Skala. Aufgrund der Erschütterungen brachen am Huascaran Norte riesige Felsmassen ab. So stürzte eine gewaltige Lawine aus Fels, Eis, Schlamm und Geröll mit einer riesen Geschwindigkeit von ca. 450km/h talwärts.[13]

huascaran

Es gibt tausend verschiedene Beispiele von schlimmen Katastrophen im Bezug auf Gletscher, doch wir haben uns für diese zwei entschieden und hoffen wir konnten euch die Problematik mit Naturgefahren mit diesen etwas näher bringen.

Wir danken euch fürs durchlesen und sind offen für Fragen in den Kommentaren.

 

 

Textquellen:

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Allalingletscher

[2] http://www.bergbahnenalmagell.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=showinfo&info_id=4296

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Mattmarksee

[4] http://www.deza.admin.ch/de/Home/Projekte/Ausgewaehlte_Projekte/Sintfluten_vom_Dach_der_Welt

[5] http://www.sac-saas.ch/documents/Allalingletscher.pdf

[6] http://glaciology.ethz.ch/inventar/download/allalin.pdf

[7] http://www.sac-saas.ch/documents/Allalingletscher.pdf

[8] http://www.swisseduc.ch/glaciers/alps/allalingletscher/docs/allalingletscher.pdf

[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Nevado_Huascar%C3%A1n

[10] http://www.scinexx.de/dossier-detail-37-11.html

[11] http://www.staff.uni-giessen.de/~gg1057/ss2001/vorlmat/3_5/beispiel.htm

[12] http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Magazin/BBK_Bevoelkerungsschutz198503.pdf

[13] http://www.wissen.de/bergsturz-katastrophen

 

Bildquellen:

http://www.widescreen-wallpapers.de/wallpaper-gornergrat— Foto: Sandra

gletscher,3181,1.htmlhttp://glaciology.ethz.ch/inventar/download/allalin.pdf Foto: P. Kasser

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mattmarkstausee.jpg Foto: Roland Zumbuehl

http://www.neukamm.de/hobby/Peru/erdrutsch.htm Foto: Siegfried Neukamm

 

10 Kommentare zu “Gletscher als Naturgefahr

  1. Wie kann man die Bevölkerung vor solchen Katastrophen schützen? Gibt es irgendwelche Präventionsmassnahmen?

    • Leider sind genaue Vorhersagen solcher Katastrophen sehr schwierig und daher kann die nahgelegene Bevölkerung meist nicht frühzeitig informiert werden.
      In gewissen Fällen kommt als Schutzmassnahme eine Frühwarnung in Frage. In solchen Situationen ist eine zuverlässige Vorhersage des Ereignisses erforderlich. Es gibt heutzutage Überwachungssysteme, jedoch ist es auch mit diesen schwierig jegliche Gefahren vorauszusagen.
      In gefährdeten Gebieten werden auch Gefahrenkarte errichtet, und so das Risiko abzuschätzen. In starkgefährdeten Gebieten können daher vom Bund aus gar keine Gebäude errichtet werden um so keine Katastrophen zu provozieren.
      Abschliessend können wir sagen, dass es leider viele Katastrophen gibt, die vorher niemand voraussagen konnte.

  2. Verbessert der Staudamm die Sicherheit? Könnte dieser nicht auch „brechen“ und eine noch schlimmere Katastrophe verursachen, da jetzt mehr Wasser abfliessen würde?

    • Natürlich können Staudämme brechen, dies geschieht leider auch heute noch und fordert dabei jeweils viele Tote, die durch die enormen Wassermassen mitgerissen werden. Mit dem folgenden Link kommt ihr zu einer Liste von Dammbrüchen und es wird auch sehr gut erklärt wie es zu solch einem Unglück kommen kann:
      http://katastrophen.anabell.de/dammbrueche/dammbrueche.php

      Auf unserer Blogseite sind wir ja auf das Unglück am Mattmarksee eingegangen. Wie aus dem Text ersichtlich wird, ist der Staudamm am Mattmarksee schon ziemlich alt (ca. 49 Jahre). Um ihn zu restaurieren und allfällige Schäden zu beheben, wurde der gesamte Stausee 2007 geleert um so den Damm wieder auf den neusten Stand zu bringen, damit kein Unglück passiert, was einen erheblichen Schaden auslösen würde.

  3. Welche von Gletschern ausgehende Naturgefahr wird heute in den Schweizer Alpen am höchsten eingeschätzt? Wie wird diese beobachtet und die Bevölkerung gewarnt?

    • Grundsätzlich werden drei Gefahrenarten, die von Gletschern ausgehen unterschieden:
      • Längen- und Geometrieänderungen der Gletscher
      • Gletscherhochwasser (Ausbrüche der Gletscherseen)
      • Eis- und Gletscherstürze
      Uns ist nicht bekannt, dass eine dieser Gefahrenarten in der Schweiz besonders ausgeprägt ist. Doch ein aktuelles Thema ist, dass durch die Klimaerwärmung immer mehr Gletscherseen entstehen, die dann zu einem Gletscherhochwasser führen können.
      Mehr Infos zu den Gefahrenarten der Gletscher findet ihr unter:

      Klicke, um auf gefahren.pdf zuzugreifen

      Heutzutage kann man mit verschiedenen Messgeräten oder auch mit Satelliten, die Bewegung und Veränderung von Gletscher beobachten. Mit diesen Daten werden dann Gefahrenkarten angefertigt um so grössere Schäden zu verhindern. Es gibt auch Schutzbauten, wie zum Beispiel Schutzdämme, diese sind aber sehr teuer und schützen auch nicht sehr effizient. Wie oben schon erklärt, ist es sehr schwierig eine genaue Vorhersage zu machen, und daher ist die Wissenschaft noch nicht so weit, dass die Bevölkerung frühzeitig evakuiert werden kann.

  4. Was ist bis jetzt die verheerendste Gletscherkatastrophe und welche Faktoren haben diese ausgelöst?
    Könnte man den Bergsturtz von Art Goldau mit einer Gletscherkatastrophe in Verbindung bringen?
    Ansonsten sehr informativer Text.

    • Die grösste bekannte Gletscherkatastrophe ist der Gletscherabbruch am Huascaran in Peru am 31. Mai 1970. Die abstürzenden Eismassen töteten circa 25‘000 Menschen und zerstörten die ganze Stadt Yungay. Genauere Infos zu dieser Gletscherkatastrophe findet ihr in unserem obenstehenden Blog.
      Gerne verweisen wir noch auf einen Link mit den verheerendsten Gletscherkatastrophen: http://www.mn.uio.no/geo/english/research/groups/remotesensing/projects/gaphaz/database/flubacher.pdf (ab Seite 28)
      Ja, der Bergsturz von Art Goldau kann mit einigen Gletscherkatastrophen in Verbindung gebracht werden. Denn der Eissturz, der zu einigen Gletscherkatastrophen geführt hat (Beispiel Huascaran 1970), gilt als eine Sonderart des Bergsturzes. Der Unterschied ist, dass bei einem Eissturz die Gesteinsmasse mit Eis vermengt ist. Beim Eissturz ist die Schadensfläche meist grösser, als bei einem Bergsturz, da durch die Reibungshitze beim Abbruch das Eis schmilzt oder verdampft und so kommt es zu ähnlichen Effekten wie bei einem Luftkissenfahrzeug.

  5. Die Klimaerwärmung ist ein weltweit diskutiertes Thema und ein schwerwiegendes Problem. Ihr erwähnt die Gletscherschmelze als eine mögliche Ursache für Naturkatastrophen, die von Gletschern ausgehen. Inwiefern vergrössert sich damit das Risiko einer solchen Naturkatastrophe in den Alpen?

    • Im Alpenraum erhöht sich das Gefahrenpotential mit den steigenden Temperaturen der Klimaerwärmung. Denn durch das schnelle Abschmelzen der Gletscher werden grosse Schuttareale, sogenannte Gletschervorfelder freigelegt. Bei starkem Niederschlage bedroht das lockere Gestein als Murgang und Erdrutsch Täler und Siedlungen.

      Durch das schmelzende Eis bilden sich Gletscherseen und diese können bei starkem Niederschlag oder bei Erdbeben durchbrechen (siehe Beispiel oben) und so mit Geröll und Schlamm ganze Täler verwüsten.

      Anhand von den zwei oben genannten Gefahren, sieht man, dass sich das Risiko einer Naturkatastrophe in den Alpen durch die Klimaerwärmung klar steigert.

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